Die deutsche Spitzenpolitik ist in weiten Teilen nicht gerade für ihre Risikofreude bekannt. Zurückhaltung war schließlich auch lange ein Erfolgsrezept. Mit dem Slogan „Keine Experimente" wurde etwa die bislang einzige absolute Bundestagsmehrheit in der Geschichte der Bundesrepublik errungen. Daher kann es auch nicht verwundern, dass das Balkonkraftwerk, welches lange zu den umstrittenen Technologien gehörte, bis vor einiger Zeit ein Nischendasein im politischen Umfeld führte. Aber diese Zeiten sind nun offenbar vorbei.
Auf kommunaler Ebene gewinnt das Thema schon länger an Fahrt, wie die
Forderungen der SPD Gütersloh oder
Aktionen der Grünen Main-Taunus belegen. Allerdings ist seit einiger Zeit auch auf Landesebene eine Veränderung zu bemerken. Bereits 2019 etwa erkannte der Bayerische Energieminister Aiwanger (Freie Wähler) die kleinen Kraftpakete für sich (
wir berichteten) und bewarb deren Nutzung
in einem kleinen Video für die sozialen Medien. NRW Umwelt- und Verbraucherschutzministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) zeigte sich bei einem Ausstellungskraftwerk der Verbraucherzentrale NRW im August diesen Jahres begeistert und fand, die praktischen Geräte seien
"eine tolle Möglichkeit, die eigene Stromrechnung zu senken und gleichzeitig das Klima zu entlasten". Jan Phillip Albrecht (Grüne), Umweltminister Schleswig-Holsteins, ließ sich anlässlich des durch ihn ermöglichten ersten Förderprogramms für Balkonkraftwerke auf Landesebene
in dramatischer Pose mit einem kleinen Modell ablichten. Seit dieser Woche aber trägt nun erstmals auch eine Ministerpräsidentin das Balkonsolar-Wappen im Schild. Malu Dreyer (SPD), Regierungschefin in Rheinland-Pfalz, widmete eine Passage ihrer Rede auf dem Parteitag der Landes-SPD den Kleinkraftwerken.
"
Menschen sollen nicht mehr allein nur vom Klimaschutz betroffen sein [...]" sondern sich auch aktiv beteiligen können. Als Beispiel hierfür nennt sie, dass "
man auch seine Mini-PV-Anlage auf dem Balkon betreiben kann [...] wo man seinen Haushalt mit günstigem Strom versorgen kann". Das sind keine hohlen Worte, denn die Landesregierung hat bereits eine entsprechende Initiative für ein landeseigenes Förderprogramm auf den Weg gebracht (
wir berichteten).
Das sind gute Signale, allerdings braucht es für eine volle Entfaltung des Potenzials von Mini-Solarkraftwerken noch mehr. Es ist an der Zeit, dass gemeinsam mit der rein finanziellen Förderung auch ein Bürokratieabbau einher geht. Daher fordern wir zusätzlich zu Förderprogrammen in jedem Bundesland auch ein Einwirken der Landespolitik auf die Netzbetreiber, um endlich normkonforme, einheitliche und nutzerfreundliche Anmeldeverfahren für Stecker-Kraftwerke einzuführen.
Wenn du dieser Forderung gemeinsam mit uns Nachdruck verleihen möchtest, dann unterstütze unsere Balkonsolar-Petition an die Landesminister! Unterzeichne jetzt und hilf uns mit, ganz Deutschland zum Balkonstromland zu machen!