Baden-Württemberg ist nach Bayern das Land mit der höchsten installierten PV-Leistung in Deutschland. Angesichts der hohen Sonneneinstrahlung im Süden ist dies auch nur folgerichtig. In Bezug auf das Balkonkraftwerk tat sich die Region allerdings lange schwer. Vorreiter wie bnNetze oder Überlandwerk Mittelbaden boten durch Kooperationen mit uns zwar schon frühzeitig einen einfachen Weg, um sein Balkonkraftwerk regelkonform anzumelden, bei anderen Netzbetreibern benötigte es hingegen zähe Überzeugungsarbeit (
wir berichteten). Aktuell hätte es aber die Gelegenheit gegeben, diese Scharte auszuwetzen, denn
wie das PV Magazine in diese Woche berichtet, nimmt die Landeshauptstadt Stuttgart in Bezug auf Balkon-PV nun das Heft in die Hand und fördert deren Anschaffung.
Um diesen und weitere Aspekte ergänzt seit kurzem nämlich eine neu aufgesetzte "Solaroffensive" das Klimaschutzprogram "Weltklima in Not – Stuttgart handelt", welches der Gemeinderat bereits im letzten Jahr ins Leben gerufen hatte. Insgesamt werden dafür bis 2023 Mittel in Höhe von 15,875 Millionen Euro bereit gestellt. Einzelne Stecker-Solarkraftwerke sollen mit jeweils 100 Euro bezuschusst werden. Das ist zwar nur die Hälfte vergleichbarer Programme wie etwa desjenigen aus Freiburg, hätte aber angesichts der ohnehin günstigen Anschaffung dennoch für einen echten Anreiz sorgen können. Leider verhindern die undurchsichtigen und in Teilen klar realitätsfeindlichen Förderbedingungen, dass dies auch faktisch geschieht.
So wird im Antragsformular für die Förderung schon von Beginn an nicht ganz klar, welche Angaben genau gemacht werden müssen. Es wird etwa die Unterschrift des Hauseigentümers verlangt, was bei Mietshäusern problematisch sein kann und etwa bei einer Aufständerung auf der Balkon/Terrassenfläche völlig unnötig ist. Sehr deutlich ist allerdings, dass nur Kraftwerke mit einer Modulleistung von maximal 600Wp bezuschusst werden, was mit einem Federstrich fast alle aktuellen Balkonkraftwerks-Modelle ausschließt. Diese sind nämlich entsprechend der gültigen Nomen auf 600W Wechselrichterleistung ausgelegt, beinhalten aber sinnvoller Weise meist Module mit etwas höherer Leistung von bis zu knapp 800Wp. Damit zwingt man die Verbraucher dazu, veraltete Technologie zu verwenden und/oder gar zum Eigenbau zu schreiten, was die Sicherheit der Kraftwerke in der Landeshauptstadt nicht erhöhen dürfte. Die größte Enttäuschung ist allerdings, dass die Förderung überhaupt nicht die Anschaffung der Kraftwerke an sich betrifft. Sie kann lediglich für Kosten "begleitender Maßnahmen", also Montage und Anschluss, beantragt werden. Da beides im Normalfall selbst durchgeführt wird, geht die Förderung damit vollends ins Leere.
Die Förderrichtlinien verweisen bei der Installation von Stecker-Kraftwerken auf die Homepage der Stuttgart Netze. Spätestens dort wird die Verunsicherung den Interessenten vollständig vom Kauf abbringen, denn es heißt dort "Steckdosenlösungen für [...] Einspeisungen in einen Endstromkreis sind nicht zulässig". Das widerspricht nicht nur den geltenden Normen sondern auch der Praxis im Unternehmen selbst, welches seit Kurzem auch Anmeldungen über unseren Formularservice anerkennt, welcher wiederum die Einspeisung in den Endstromkreis über Stecker explizit anführt.
Wir haben das Programm für unsere registrierten Nutzer in der aktuellen Form in unsere Förderdatenbank aufgenommen, in der auch die Förderrichtlinien und das Antragsformular verlinkt sind. Wir versuchen, in Bezug auf die Anforderungen noch Anpassungen zu erwirken und halten dich hierzu auf dem Laufenden. Wenn du das Programm dennoch genauer in Augenschein nehmen möchtest, findest du unsere Übersicht nach Registrierung hier: