|
|
Newsletter XXIX
- Nächster Jour Fixe am 2.11.2020
- Symposium „Freie Szene – Orte schaffen“: Impulsreferat von Sara Zlanabitnig und Arnold Haberl aka noid
- Symposium „Freie Szene – Orte schaffen“: Schlussstatement von Elisabeth Schimana
- Bericht vom Jour Fixe 1.10.2020
1.
Nächster Jour Fixe: 2. November 2020, 17.30.
Wir bitten um Anmeldung unter: office@musicaustria.at. Bis zu 6 Personen können vor Ort im mica (Stiftgasse 29, 1070 Wien) am Jour Fixe teilnehmen. Weitere Personen können sich online einklinken.
Tagesordnung:
- Bericht Sabine Reiter vom Meeting zum Thema Räume mit IGFT (Freie Theater) und Wiener Perspektive
- Erweiterung Honorarrichtlinien
- Neuigkeiten IGFM, andere IGs und Initiativen
- Neue Strategien und Möglichkeiten für Musikschaffende in der derzeitigen Situation, die vermutlich noch ein paar Monate anhalten könnte:
- Wie geht ihr mit der eingeschränkten Situation um?
- Welche Räume funktionieren derzeit, bzw. gibt es große Räume, die vielleicht grad jetzt nicht in der üblichen Weise bespielt werden?
- Wie geht es weiter mit dem Haus für neue Musik?
- Entwurf für die graphische Gestaltung des Newsletters
- Termine für die nächsten Jours Fixes
2.
Symposium „Freie Szene – Orte schaffen“ am 3. und 4. September 2020
Sara Zlanabitnig und Arnold Haberl aka noid: Impulsreferat “Needs & Know-how: Raus aus der Resteverwertung” über die Raumsituation der Freien Musikszene in Wien.
https://www.musicaustria.at/needs-know-how-raus-aus-der-resteverwertung/
3.
Symposium „Freie Szene – Orte schaffen“ am 3. und 4. September 2020
Elisabeth Schimana hat das Symposium als Botschafterin für Musik begleitet und hat folgendes Resümee gezogen:
0) Verlorene Strukturen
In vielen Diskussionen und Berichten während des Symposiums wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass Räume, wie etwa im WUK oder Räume freier Theatergruppen, innerhalb der freien Szene nur zu hohen Mietpreisen vergeben werden.
Als ich in den 80er Jahren im WUK gemeinsam mit Christian Pronai den Veranstaltungsbereich aufgebaut habe, gab es diesbezüglich eine prinzipiell andere Haltung. Nämlich die Ermöglichung Räume zu benützen, frei und mit Unterstützung unseres Büros.
Diese Haltung ist im Zuge einer falsch verstandenen Professionalisierung verloren gegangen. Vollkostenrechenung, neoliberale Managementstrukturen, quantitative Beurteilungskriterien und der Verlust einer Haltung auch FÜR ANDERE bestehende und von der freien Szene verwaltete Räume zur Verfügung zu stellen. Im Kulturbetrieb spiegelt sich der Verlust einer soziopolitischen Haltung wider.
1) Bestehende Räume öffnen
Von der Stadt und vom Bund finanzierte Häuser für die freie Szene zu öffnen, ist eine alte, aber nie eingelöste Forderung. Totschlagargumente wie „das ist langweilig“ halte ich für wenig zielführend.
Ein Beispiel aus der Musik: In den 90er Jahren gab es in England nur dann eine Förderung für Orchester, wenn ein gewisser Prozentsatz an zeitgenössichen Kompositionen gespielt wurde, bzw. Aufträge vergeben wurden. Umgelegt auf die Raumsituation ließe sich dieses Prinzip einer prozentuellen Vergabe an die freie Szene mit kulturpolitischem Willen als Bedingung in die Vergabe von Fördermitteln für bestehende bestausgestattete Häuser einschreiben.
2) Arbeitsräume
Wie aus einem der Vorträge beim Symposium hervorging, besitzt die Stadt Wien einen hohen Anteil an gemeinnützigem Wohnbau. Das ist eines der positivsten Alleinstellungsmerkmale dieser Stadt. Bisher wurden ausschließlich an bildende Künstler*innen in diesen Wohnbauten Ateliers vergeben. Auch meine eigene Erfahrung, ich habe versucht um ein Atelier als Komponistin anzusuchen und wurde postwendend abgewiesen, bestätigt dies. Es könnten allerdings schon bei der Bauplanung im Erdgeschoß akustisch isolierte Räume für Klangkünstler*innen mitbedacht werden. Üblicherweise will im Erdgeschoß sowieso niemend wohnen.
3) Ein Haus für neue Musik
Im Unterschied zu allen andren Sparten hat die neue Musik keinen Ort. Diese Feststellung hat auch Symposiumsteilnehmer*innen aus anderen Sparten und Ländern verblüfft. „Wie kann es das geben, dass es in in einer Stadt, die sich Musikstadt nennt es keinen Ort für die neue Musik gibt? Die Initiative „Mit der Stadt reden“ hat sich dieser auch schon sehr alten Forderung wieder gewidmet. In den frühen 90er jahren gab es diesbezüglich auch unterstützt von den seinerzeitigen von Scholten eingesetzten Kuratoren Christian Scheib und Lothar Knessl sehr konkrete Bestrebungen. Versprochen wurde statt einem eigenen Haus der Beriosaal im Konzerthaus – geblieben ist für die
neue Musik NICHTS. Im Übrigen ist dieser Saal unbrauchbar, da er akustisch nicht vom Großen Saal getrennt ist!
Ein erstes Konzept hat die Räumegruppe der Initiative „Mit der Stadt reden“ bereits erarbeitet. Die
wichtigsten Punkte sind:
a) ein eigenes Haus, keine Hyperblasen
b) bottom up – bedeutet Einbeziehung der freien Szene in die Planung, wir wissen was gut für uns ist
c) offene Betriebsführung, die sich an Modellen selbstverwalteter Kulturzentren orientiert
4) Digitaler Raum
Corona hat es gezeigt, der digitale Raum ist zu gestalten. Dazu braucht es eigene Konzepte und Kompetenzen, von den großen Konzernen unabhängige und auch hier selbstverwaltete digitale Produktions- und Aufführungsräume. Ein gutes Beispiel sind die von einer Musiker*innengruppe aus der freien Szene gebauten „Echoräume“ https://echoraeume.klingt.org/
5) Modelle (vorgestellt beim Symposium)
Zusammengefasst wurden folgende Modelle selbstverwalteter Kulturbetriebe vorgestellt:
a) Community based z. B. L'asilo Neapel
b) Genossenschaftlich organisiert z. B. Atelierhaus in Berlin
c) Mischung aus genossenschaftlich organisiert und Crowdfunding z. B. Splendor Amsterdam
d) Vollfinanziertes Produktions- und Aufführungshaus z. B. CAMPO Ghent
Elisabeth Schimana © 8. 10. 2020
4.
Bericht vom Jour Fixe 1.10.2020
Anwesende: Doris Weberberger, Irma Niskanen, Sabine Reiter, Elisabeth Flunger
Tagesordnung:
- Symposium Nachbesprechnung
- Neuigkeiten von der IGFM
- Round Table mit den Musik-Interessenvertretungen?
- Wir suchen immer noch eine Kontaktperson!
- Vereinsgründung
1. Symposium
Eine detaillierter Bericht über das Symposium ist in Arbeit. Ein Kurzbericht findet sich hier: https://www.musicaustria.at/das-war-das-symposium-freie-szene-orte-schaffen-raeume-und-infrastrukturen-fuer-kunst-und-kultur-in-wien/ Eine Zusammenfassung des Vortrags von Sara Zlanabitnig und Arnold noid Haberl über die Raumsituation der freien Musikszene in Wien wird in Kürze online gehen.
Alle Teilnehmenden aus der freien Musikszene waren sich einig, dass wir ein Haus für neue Musik brauchen. Die Vertreter*innen anderer Sparten waren sehr erstaunt, dass es so etwas für die Musik in Wien noch nie gegeben hat. Wir haben Vorträge über selbstverwaltete Kulturhäuser in Amsterdam, Gent, Neapel und Berlin gehört, wobei das Splendor in Amsterdam, vorgestellt von Anne LaBerge, von Musiker*innen geleitet und der Musik gewidmet ist. Trotzdem ist es nicht das, was wir brauchen. Die Beispiele sind sehr lehrreich, aber unser Haus für neue Musik müssen wir entsprechend unseren Bedürfnissen selbst erfinden. Die Arbeit kommt erst! In der letzten Zeit waren wir alle mit Corona-Troubleshooting mehr als ausgelastet, aber in ein paar Monaten werden hoffentlich alle dafür kämpfen können!
Von Veronica Kaup-Hasler wurden polyvalente Zentren genannt, die in den neuen Wohnsiedlungen in den Außenbezirken in Planung sind. Wir begrüßen diese Entwicklung, sehen dies aber nicht als Lösung für unsere Forderung nach einem Haus für neue Musik.
2. IGFM
Die Reaktionen darauf waren zum Teil positiv und unterstützend, zum Teil aber auch aggressiv und verletzend. „Ihr macht den Markt kaputt.“ Das Thema ist mit großer Angst behaftet, vor allem bei den Veranstaltern.
Sabine schlägt vor, dass die IGFM sich mit Patricio Canete (Leiter des Musikreferats der Kulturabteilung der Stadt Wien) und mit den anderen Musik-Interessenvertretungen trifft, um über die Implementierung der Honorarempfehlungen in das Kalkulationsformular der Förderansuchen zu reden. Ein Pilotprojekt ist im Theaterbereich schon im Laufen. Erstes Ziel wäre, den Mehrbedarf zu ermitteln, der durch die erhöhten Honorare entstehen wird, und mit diesen Erkenntnissen die notwendige Erhöhung des Musikbudgets zu fordern. Gemeinsam mit den anderen Musik-IGs wäre zu klären, wie und in welcher Höhe die Mindeststandards in den Förderansuchen anzuwenden sind.
- Die Younion wäre dafür verantwortlich, dass Substituten in Orchestern nicht mit Werkverträgen, sondern mit Dienstverträgen ausgestattet werden.
- Die IGFM plant eine Umfrage, ob die freischaffenden Musiker*innen 2020 das Limit für den Künstlersozialversicherungsfonds erreichen. Für viele dürfte es mit den coronabedingten Einnahmenausfällen schwierig werden, da Stipendien und Zahlungen aus dem Hilfsfondnicht als Einkommen gelten. Sabine sichert von Seiten des mica Hilfe zu.
- Die IGFM hat sich mit Arne Forke (Referent der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft der Stadt Wien) getroffen. Erste Äußerung: „Wir haben kein Geld für noch eine IG“. Auch für eine Neuauflage der Corona-Arbeitsstipendien gibt es im Moment kein Budget.
3. Round Table mit den IGs
Der Round Table wird in anderer Form stattfinden als ursprünglich geplant. Es wird um die Implementierung der Mindesthonorare in die Förderansuchen bei der Stadt Wien gehen (siehe oben, 2. Abschnitt unter IGFM).
4. Kontaktperson
Da sich noch immer niemand freiwillig als Kontaktperson der Initiative gemeldet hat, werden wir die derzeitige Lösung bestehen lassen. Im Moment sind folgende Personen unter info@mitderstadtreden.at erreichbar: Elisabeth Flunger, Sophie Hassfurther, Philipp Kienberger, Ketajun Dörfler, Pia Palme, Doris Weberberger.
5. Vereinsgründung
Eine Vereinsgründung findet bis auf weiteres nicht statt, außer jemand hat konkrete Ideen für ein Projekt, für das wir den Vereinsstatus brauchen. Dann werden wir den Verein gründen.
Protokoll und Zusammenfassung: Elisabeth Flunger
|
|
|
|
|
|
|